Mit der Reichsprogromnacht fand der faschistische Terror in Deutschland gegen Menschen, die als jüdisch definiert wurden, einen ersten Höhepunkt. Während den systematisch von den Nazis vorbereiteten Progromen wurden jüdische Menschen tausendhaft verhaftet, misshandelt und ermordet. Synagogen, Gebetsräume, Geschäfte und Wohnungen wurden ausgeplündert, zerstört und in Brand gesteckt.
Das war auch in Villingen nicht anders. In der Nacht des 9. Novembers 1938 wurde die jüdische Gemeinde, angeführt durch SA und SS, aber auch Anwohnern angegriffen, der Gebetsraum in der Gerberstraße gebrandschatzt und der Besitzer des Hauses misshandelt.
Nach der Pogromnacht steigerte sich die Verfolgung und der Terror gegen Jüd:innen in Deutschland weiter und die noch verbliebenen jüdischen Mitbürger:innen in Villingen wurden am 22.Oktober 1940 deportiert. Die französischen Behörden internierten sie im Lager Gurs, am Rande der Pyrenäen. Viele der Deportierten wurden in der Folge nach Auschwitz verbracht und dort ermordet.
Der faschistische Terror gipfelte in der systematischen Ermordung von über sechs Millionen Jüd:innen in den Arbeits- und Vernichtungslagern. Heute stehen die Namen Auschwitz, Bergen-Belsen, Sobibor oder Treblinka stellvertretend für die kaum vorstellbare Barbarei der deutschen Faschist:innen und ihrer Mitläufer:innen.
Im Gedenken bleiben wir mit dem Blick nicht in der Vergangenheit. Erinnern heißt verändern.
Wir sehen die rechte Kontinuität in diesem Land. Eine Kontinuität, in der die alten faschistischen Eliten nahtlos in den Staatsapparat der BRD übergingen, eine Kontinuität faschistischer Gewalt und Morde, eine Kontinuität von rassistischer und antisemitischer Hetze. Feindbilder und Sündenböcke werden präsentiert und die eigentliche Ursachen der gesellschaftlichen Misere mit einem braunen Schleim übertüncht. Um damit aufzuräumen, müssen wir Verändern. Wir müssen weg von Ellenbogengesellschaft, Ausgrenzung und Abwertung.
Wir erinnern um zu Verändern und laden am 9. November zur antifaschistische Kundgebung in Villingen auf dem Latschariplatz, mit anschließendem Gedenken in der Gerberstraße ein.
